Vulkaninsel Santorin - War hier Atlantis?
Das Archipel von Santorin ist seit etwa 2-3 Millionen Jahren aktives Vulkangebiet mit tausenden von Ausbrüchen, die in der Kaldera von Santorini ihre Asche- und Lavaschichten hinterlassen haben. Die meisten Besucher sehen nur den Kessel mit seinen beiden Vulkaninseln Palea Kameni und Nea Kameni als Vulkane an, dabei gibt es auf der Hauptinsel Thera und im Archipel weit mehr ehemalige und weiterhin aktive Vulkanzentren. Die Vulkaninsel Santorin ist zwar das Zentrum, aber es gibt im Nordosten der Insel im Meer einen weit aktiveren, unterseeischen Vulkan. Der Kolumbos-Vulkan wird seit Jahren intensiv erforscht, da er eine Bedrohung darstellt, und um 1600 n. Chr. verheerende Ausbrüche hatte, die an der Küste Santorins zu Verwüstungen und zu Todesfällen führten. Der Kolumbos-Vulkan hätte heute weit größere Auswirkungen,da viele der Touristenhotels an der Küste liegen (Kamari, Perisa).
Neben Santorin gibt es noch die alten Lavadome der Christiana-Inseln im Westen des Archipels.
Berühmt wurde Santorin, als man die Entdeckungen deutscher und französischer Archäologen und Geologen aus dem 19 Jahrhundert verfolgte und beim Dorf Akrotiri Ausgrabungen startete. Der griechische Archäologe Spyros Marinatos ist NICHT der Entdecker der minoischen Stadt, sondern er nutzte Informationen, die 100 Jahre zuvor entstanden. Er grub eine der bedeutensten prähistorischen Städte Europas aus.
Die minoische Stadt ist heute zu etwa 2% ausgegraben und für Besucher zugänglich.
Durch die Entdeckung eines verkohlten Olivenstamms durch den deutschen Vulkanologen Dr. Tom Pfeiffer war es möglich, die Ausgrabung und den Vulkanausbruch, der alles zerstörte, genau zu datieren. Mit der C14-Methode konnte das Alter des fossilen Holzes auf die Zeit um 1627 v.Chr. festgelegt werden. Der Baum steckte in den Bimsschichten, die beim Vulkanausbruch alles bedeckten.
Der gigantische Vulkanausbruch fand wohl in einer Kaldera statt, die mit Wasser gefüllt war und der heutigen Kaldera ähnelte. Auch damals gab es eine Vulkaninsel in der Mitte des Kessels. Vermutlich waren auf dieser Insel Heiligtümer der Minoer erbaut. Irgendwann erwachte der Vulkan nach einem langen Schlaf. Die Bewohner der Insel spürten zahlreiche Erdbeben, die auf der Insel und in ihren Städten Gebäude zerstörten. In der Ausgrabung fand man sogar Spuren, dass sie nach Schäden aufräumten. Die Bewohner wußten also, dass etwas unheimliches, bedrohliches in Gang gekommen war.
Vermutlich ahnte man, dass man die Insel Santorin schnellstens verlassen musste. Nirgendwo fand man bis heute die sterblichen Reste der minoischen Bewohner der Vulkaninsel Santorin. Ist ihnen also eine rechtzeitige Flucht vor dem Vulkanausbruch gelungen? Man fand auch keine Schätze.
Nach den Erdbeben gab es auf der Insel in der Mitte des Kessels erste Strombolianische Ausbrüche und alles auf der Insel wurde zerstört. Schon nach kurzer Zeit erweiterte sich der Krater der Vulkaninse so weit, dass ein katastrophaler Prozess in Gang kam. Durch Risse und Abbrüche im Krater gelang Meerwasser in das Eruptionszentrum. Sofort reagierte das über 1600 C heiße Lava- und Gasgemisch und gewaltige Explosionen mit der mehrfachen Energie der Hiroshima-Bombe rissen einen immer tieferen Krater in die Mitte der Kaldera. Bis in 15 km Höhe wurde feinstes Material geschossen.
Diese Eruptionssäule brach immer wieder in sich zusammen und Glutströme (sogenannte "pyroklastische Ströme") rasten mit 200-300 km/h und Temperaturen von 100-800 C viele Kilometer über die Vulkaninsel Santorin und weit über das Meer. Das Gewicht, die Geschwindigkeit und die heißen Temperaturen erzeugten zahlreiche Tsunamis (Flutwellen), die an den Küsten des östlichen Mittelmeers überall gewaltige Zerstörungen zur Folge hatten (ähnlich, wie bei den Tsunamis in Japan und Indonesien).
Bei dem Wasser-Magma-Kontakt entstand Bims, der nicht nur die Vulkaninsel Santorin mit 30-70 m bedeckte, sondern der auch alle anderen Inseln herum erreichte und in ca. 1-3 m Dicke auf dem Meer schwamm.
Bis heute ist Griechenland von seinen Schiffsverbindungen und dem Seehandel abhängig. In der prähistorischen Zeit war das noch extremer. Ohne Schiffe ging nichts! Und die Macht der Minoer begründete sich nicht nur in ihrer millitärischen Überlegenheit, sondern auch in ihrem Seehandel. Sie hatten an vielen Orten im Mittelmeerbereich Kolonien.
Und von einer Nacht auf die andere waren alle Häfen und die dort ankernden Schiffe zerstört. Eine Fahrt übers Meer war für die verbliebenen, unbeschädigten Schiffe unmöglich, da der Bims alles blockierte.
Kreta war isoliert. Hungersnöte durch Mißernten und ausbleibenden Seehandel brachten das minoische Reich an seine Grenze.
Die Bewohner des griechischen Festlands bemerkten, dass keine Handelschiffe kamen und keiner mehr von ihnen Steuern eintreiben konnte. Anarchie war der Auslöser, dass die Bewohner der östlichen Peloponnes mit ihrem mythologischen Helden Theseus nach einigen Monaten (oder sogar Jahren?) mit eigenen Schiffen nach Kreta segelten, um zu sehen, was los ist. Sie begriffen wohl schnell die Chance, die sich ihnen bot. Das minoische Reich war schwach und konnte ohne großen Widerstand überwältigt werden. Ab diesen Punkt dominiert die mykenische Kultur der Peloponnes auf Kreta. "Theseus besiegte den Minotaurus" - er besiegte also das minoische Reich.
Der Vulkanausbruch von Santorin hatte Auswirkungen auf ganz Europa, denn die feine Asche und Tröpfchen aus schwefeliger Säure gelanten in die Erdatmosphäre und trugen zu einer Abkühlung des Klimas bei. Mißernten, Kälteeinbrüche und Jahre ohne Sommer waren auch für die prähistorischen Kulturen Mitteleuropas ein Disaster. Überall litten die Menschen und verloren ihr Vertrauen in die damals herrschenden Religionen. Die Götter hatten sie nicht beschützt. Wahrscheinlich vergrub man aus diesen Grund ein heiliges Werkzeug, nämlich einen vorgeschichtlichen Kalender, den Diskus von Nebra.
Auch heute könnte ein Ausbruch der Vulkaninsel Santorin Auswirkungen auf ganz Europa haben. Es ist zwar unwahrscheinlich, dass es solch einen gewaltigen Vulkanausbruch auf Santorin in unserer Lebensspanne geben wird, aber in Zukunft ist so etwas in einigen tausenden Jahren wahrscheinlich. In der Geschichte des Santorin-Vulkanismus gabe es ähnliche Ereignisse mehrmals. Darauf deuten die mächtigen, komprimierten Bimsschichten in tieferen Regionen der Kaldera.
Das letzte Zeichen vulkanischer Tätigkeit zeigte die Insel Nea Kameni 1950 in einem kleinen, auf die Insel beschränkten Ausbruch. Inzwischen hat sich die Insel um 2012 um 9 cm gehoben und eine Magmakammer unter der Insel hat sich gefüllt. Ob und wann neue Vulkanausbrüche stattfinden werden, weiß niemand. Es kann auch sein, dass die Magmakammer einfach wieder abkühlt.
Der Vulkan Nea Kameni wird, genau, wie der unterseeische Vulkan Kolumbos, genau untersucht und Meßgeräte übermitteln jede kleine Veränderung des Vulkans. Ob dann im Ernstfall eine rechtzeitige Warnung möglich sein wird, kann man nur hoffen. Ein Vulkan bleibt ein Vulkan. Und der ist nicht 100% berechenbar! Es lohnt sich also, die geologischen Gefahren durch Vulkanausbrüche und Erdbeben zu respektieren!